Stein gewordene Ästhetik

Bis 9. November stellen bei der Aktion „Kunst – hier auch!“ 105 Künstler in 93 Celler Geschäften ihre Werke aus. Die CZ stellt in einer Serie eine Auswahl vor. Heute: Norbert Diemert in Martas Restaurant in der Neuen Straße und bei Engel & Völkers in der Schuhstraße

 

CELLE. Elegant und anmutig reckt sich ein Pflanzenspross dem Licht entgegen. "Achtsam" hat der Steinbildhauer Norbert Diemert dieses Werk benannt. "Der Spross findet seinen Weg durch die Achtsamkeit, die ihm der Raum drum herum entgegenbringt. Sonst wäre er nicht da", erläutert der Künstler seine Skulptur. Das manche Betrachter auf den ersten Blick einen weißen Schwanenhals erkennen, lässt Diemert gerne gelten. "Es passiert oft, dass die Menschen andere Ansätze in meinen Werken sehen", berichtet er.

Diemert ist freischaffender Steinbildhauer, er lebt zum großen Teil von seiner Kunst, was nur wenige Kollegen schaffen. Der 55-Jährige hat sich dabei das Handwerk wie auch seine künstlerischen Ausdrucksmittel selbst beigebracht. Zum Teil liegt das Talent in der Familie. Ein entfernter Cousin habe einen Steinmetzbetrieb in Hannover, sagt Diemert. "Ich lerne permanent dazu, das hört nie auf. Manchmal bin ich selbst erstaunt, dass es immer wieder Dinge gibt, die mich überraschen, auch bei der eigenen Arbeit", so der gebürtige Hannoveraner, der mittlerweile in Celle wohnt.

Vielleicht noch stärker als bei der Malerei steht bei der Bildhauerei die Beherrschung der handwerklichen Fertigkeiten im Vordergrund. "Das ist Voraussetzung, um das, was man im Kopf hat, umzusetzen", meint Diemert, der auch Mitglied des Bundes Bildender Künstler in Celle ist.

Besondere Herausforderung: Die Ästhetik, die Emotionen, die Spannung im Entstehungsprozess in dem Kunstwerk erkennbar werden zu lassen, in den Skulpturen zu verfestigen. Dabei müsse man nach Ansicht von Diemert auch das Material berücksichtigen. "Auch der Stein hat eine Seele", so der Bildhauer, für den es wichtig ist, "seinen Inspirationen Raum zu geben, egal aus welchen Ecken sie kommen".

Der ständigen Beschäftigung mit der Dreidimensionalität setzt Diemert ein – so könnte man sagen – zweidimensionales Hobby entgegen. "Ich habe mit der Fotografie angefangen. Als Entspannung zur Bildhauerei", erzählt der Künstler.

Autor: Gunther Meinrenken, geschrieben am: 28.10.2013